Mittwoch, 28. Dezember 2011

die grosse reise






meine piepsende weihnachtskugel - fundstück



meine pläne waren, weihnachten und neujahr im st.georgskloster* 300 km nördlich von athen zu verbringen. ES wollte wieder mal anders, was mir diesmal einiges zu schaffen machte. ich hatte mich auf das kloster gefreut, auf die gottesdienste und vor allem auf die gerondissa und die schwestern. ES aber wollte die insel nicht verlassen und ich fragte mich schon, welche unsichtbare kraft mich hier behielt und was sie beabsichtigte... ich meine, wenn das so weiter geht, hat das tief greifende konsequenzen... also lieber nicht über den moment hinaus denken und sowieso am besten alle vorstellungen vom wind, der jetzt wieder heftig und winterfrisch weht, davon tragen lassen... (diese methode ist auch hilfreich, wenn man nicht in griechenland weilt) - also, ich blieb, wo ich war. und wenn schon nicht st.georg, dann agios ioannis in chora. von einem schönen mönch mit weissem langen bart und warm glänzenden augen erfuhr ich, dass der gottesdienst am heilig abend um ca. 21 uhr beginnt und bis 2 uhr dauert. das schien mir dem fest angemessen.

beim kirchengang in einem kloster ist für frauen der rock pflicht, auch wenn dieser meinem geschmack nach bei den jungen griechinnen manchmal etwas sehr kurz und modisch daher kommt. überhaupt, die kirchen in griechenland füllen sich im verlauf der liturgie bis ganz voll - und wenn man bei den langen gottesdiensten nicht immer nur beten möchte, kann man sich die neuste mode betrachten, die da steht, sitzt oder den verspielten kindern hinterher trippelt.  es kann vorkommen, dass schon mal das eine oder andere mehr oder weniger laut geredet wird. auch galt mir schon mancher blick. ich küsse keine ikonen, das fällt auf. auf jeden fall geht es in den griechischen gottesdiensten oft lebhaft zu und her. aber auch wenn ich mich manchmal von der weltlichen geräuschkulisse gestört fühle, ist mir diese art sympathisch, weil so menschlich.
wieder dem gebet zugewandt ist der orthodoxe gottesdienst für mich ein besonderes erlebnis. als ich ihn das erste mal im st.georgskloster erlebte fühlte ich mich zurück versetzt in jesus zeiten. obwohl noch nie vorher gehört, kamen mir die gesänge der schwestern sehr vertraut vor. die liturgie wird gesungen und dauert meist zweieinhalb stunden oder länger. von anfang an mit dabei sind oft ein paar wenige ältere frauen - aber im verlauf der zeit - und bestimmt bis zum abendmahl gegen schluss, ist der gottesraum gefüllt. männer, frauen, kinder. ich liebe das stundenlange sitzen-stehen-sitzen in den oft dunklen räumen, das sein in der atmosphäre von herrlich duftendem räucherwerk, gesängen und gebeten. wenn ich anschliessend in den tag oder in die nacht hinaustrete, erlebe ich ein gefühl des neu-in-der-welt-stehens.



agios ioanniskloster in chora



die kirche im johanneskloster in chora ist sehr alt, sehr dunkel, mit wunderbaren gemälden an wänden und decke. alleine darin sitzend ist eine tiefe stille wahrnehmbar - und das ticken einer alten standuhr. der warme etwas blecherne glockenschlag im sakralen raum mutet eigen an. griechisch eben.

zurück zu weihnachten: das christkind wollte unbedingt geboren werden - denn warum sonst hätte ich mich eine gute halbe stunde zu fuss  bei eisigstem wind durch die nacht den berg hoch frieren sollen, wenn ich es auch gemütlich-wohlig-warm hätte haben können - parea, christbaum, wein und gutes essen... ein eindeutiger windstoss wehte mich durch das tor in den klosterhof. ich war pünktlich. grossväterchen sass in einem hell beleuchteten zimmer neben der kirche und lauschte religiösen gesängen. wann es beginnt? jetzt gleich. und schon ertönte das schlagen aufs holz, die einladung an die menschen in die arche noah, die kirche zu kommen. darauf folgte herrliches glockengeläut. ein älterer mönch mit einem lächeln auf dem gesicht kam schnellen schrittes über den hof. "chronia polla! kala ise - viele jahre wünsche ich dir! gehts dir gut?" "chronia polla! mia chara - eine freude!" und schon war er in der kirche verschwunden. in einer ecke brannten kerzen flackernd im wind. ich zündete auch welche an und verweilte, um den tanzenden flammen zuzusehen. grossväterchen, nun warm eingepackt, mit helm auf dem kopf und abfallsäcke dem ausgang zu tragend rief: "geh hinein damit du nicht frierst! frohe weihnachten und viele jahre wünsche ich dir!" "gleichfalls, gleichfalls! kala christujena, frohe weihnachten!"
es war schön. hinter den männerstimmen meinte ich derweil die hellen stimmen der nonnen vom st.georgskloster zu hören... es war kalt. um halb eins beschloss ich zu gehen und karins einladung nachzukommen, auch nach dem gottesdienst noch vorbei zu schauen. ein eindeutiger windstoss schob mich durch das tor hinaus in die kalte nacht. was für ein segen in eine warme stube willkommen geheissen zu werden. was für ein segen eine heisse tasse ochsenschwanz-suppe zu schlürfen und zu erleben, wie der körper wieder körper wird... weihnachten. es wurde getanzt, gesungen, gelacht, gegessen und eines ums andere mal das glas erhoben... chronia polla - mögen wir alle lange leben! es war wunderbar. nein, auf dem tisch wurde nicht getanzt und geschirr wurde auch nicht zerschlagen... jedenfalls nicht, so lange ich dort war.





karins baum





zimmeraussicht: blink-blink und meersicht



anderntags überraschte  mich pater ioakim in einer kleinen kapelle. ich sass und sinnierte, da kam er zur tür rein: "chronia polla, ti kanis? mögest du lange leben, wie geht es dir?" wir kamen ins gespräch. ob das seine kirche sei. "meine kirche... ja, ja, heute ist sie mir, morgen einem andern und übermorgen? was gehört uns schon - nichts! wir sind nicht für die ewigkeit hier, nicht wahr? jeden tag sollten wir bereit sein, unsere grosse reise anzutreten. beten und gott danken bringt uns gott nahe. eigene ideen bringen uns von gott weg. doxa to theo - dank sei gott!"

als sich mein blick später in das satte grün legte, in das blaue meer, den himmel, als ich da stand, auf der weichen, tragenden erde - da war das krähen eines hahns - dort das gebell eines hundes - hier der wind, der durchs geäst säuselte, die weihnachtsmusik vom hafen und eine kinderstimme zu mir hertrug: "thia, thia! tante, tante!" - war es plötzlich da, das christkind - still und voller frieden. weihnachten.





christkind




*ich war im märz 2011 drei wochen im st.georgskloster - buchempfehlung: ilka piepgras - meine freundin die nonne 




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Mittwoch, 21. Dezember 2011

ALLES LIEBE ALLES SCHÖNE ALLE FREUDE ALLES GUTE





aspri patmos




           es ist schon seltsam... 

                                 da drehen wir unsere runden im
                                 universum und sind nicht jeden tag 
                                 davon total erschüttert. 




liebe alle - ich wünsche euch

1 gesegnetes lichtfest 
möge das höchste das in uns leuchtet hinaus in die welt strahlen

und

 für 2012 wünsche ich uns

 366 MAL STAUNEN 
ÜBER DAS HEILIGE DAS UNS UMGIBT
UND ÜBER DAS HEILIGE DAS WIR SIND.

in herzlicher verbundenheit 







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Montag, 12. Dezember 2011

back home

damit es keine missverständnisse gibt: es ist nicht so, dass es mir auf symi nicht gefallen hätte - ich liebe den stein, die berge, das karge, die stille, die farben. nur geht es im moment nicht so sehr darum was ich will, sondern was ES will. und das ist manchmal nicht dasselbe. offenbar will ES mich jetzt gerade wieder auf patmos. ich bewege mich gerne unter freiem himmel, und das angenehme hier ist, dass ich überall zu fuss hinkomme, dabei aber wesentlich weniger keuche. frieren und schwitzen tue ich auch. naja, ich gestehe, mein herz schlug schon etwas höher, als ich von ferne chora und dann skala im mittagslicht erblickte... auf jedenfall, die parea hat sich mächtig gefreut, als ich zum gewohnten "deutsch-frauen-treff" am sonntag abend erschien. diesmal fand das ganze nicht im art-cafe sondern bei einer der frauen zu hause statt: glühwein und grillwürstchen, weihnachtsplätzchen, marronis selbst geröstet, weihnachtsmusik in englisch-deutsch-griechisch und ein komplett dekorierter, blinkender weihnachtsbaum. na, wenn es einem da nicht feierlich ums herzchen wird, weiss ich auch nicht. so verbrachten wir also den dritten advent gemütlich, bei milden temperaturen unterm sternenhimmel. es war fantastisch.



 dezember-freund

 
auch fand ich eine neue bleibe. meine neuen vermieter sind die herzlichkeit selbst. sie kommt von chora, er von skala, also beide von patmos, kennengelernt haben sie sich in australien... mein zimmer war bei der ankunft vorgewärmt, im kühlschrank fand ich fruchtsaft und joghurt, auf dem kühlschrank früchteteller und patmischer käsekuchen. mhm, zu hause. 




weg zur höhle des heiligen johannes


dann wollte es natürlich sogleich zur höhle. schliesslich musste ich dem johannes melden, ich sei jetzt wieder da. ich bin mir nicht sicher wer da sprach, aber ich hörte es deutlich sagen: "sei willkommen, und bleibe so lange wie es dir beliebt."



eingang zur apokalypse


und zu guterletzt haben sie auch in skala die krippe aufgestellt. bleibt uns also nur noch, das christkind zu erwarten.








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Sonntag, 11. Dezember 2011

die eule von symi / teil 2


hier war ich also und wollte so schnell nicht aufgeben. schliesslich wollte ich dem erzengel michael im kloster panormitis die ehre erweisen. das kloster liegt sozusagen am anderen ende der insel ca. 25km von symi-stadt entfernt und ist mit dem bus zu erreichen. herrlicher morgen, strahlendblauer himmel, eisiger nordwind mit starken böen. busabfahrt 7 uhr 45 - ankunft in panormitis 8 uhr 20. die fahrt war ergreifend. kurve um kurve den berg hoch, kurve um kurve den berg runter. die landschaft hinter dem berg von symi-stadt, liess mich immerzu ungläubig den kopf schütteln, und ich fragte mich, wie die leute es zustande gebracht haben, diese strassen in den berg zu bauen und das bisschen erde zu bewirtschaften. nun gut, im kloster angekommen erfuhr ich, dass der nächste bus zurück in die stadt um 14 uhr 30 fuhr... nach einem kurzen innerlichen stocken, weil solange wollte ich nicht beim erzengel bleiben, erinnerte ich mich, dass man in griechenland immer noch ohne bedenken ein auto anhalten und um mitfahrt bitten kann. also ging ich getrost in die kirche und verweilte mal staunend, mal in andacht fast 2 stunden - doch mir schien, der verehrte war heute nicht zu hause... schön war es alleweil - und so startete ich meinen aufstieg richtung stadt. "laufen willst du? ist ein bisschen weit, da gehst du bestimmt 5 stunden!" sagte mir eine frau, die im kloster arbeitet. langer rede kurzer sinn, ich keuchte, schwitzte und fror abwechslungsweise, und blieb auch nicht ganz gelassen, als das taxi in rasantem tempo vorbei rauschte ohne von mir notiz zu nehmen... aber freute mich über alle massen, als ein rotes leihauto hielt und zwei frauen mich herzlich einluden, mit ihnen zu fahren. mutter und tochter aus thessaloniki, ferienhalber hier, beziehungsweise wegen dem erzengel michael, den die tochter verehrt. und tatsächlich, wenn immer sie von ihm sprach, begann ihr gesicht zu leuchten. sie wollten noch eine kleine kapelle besuchen, ob ich mit ihnen komme. leider war die kapelle zu und grossmütterchen die den schlüssel verwaltet ausgeflogen. "wir gehen nach symi kaffee trinken - kommst du auch!?" ich wollte friederike noch eine zeitschrift zurück bringen, die sie mir ausgeliehen hatte. wir tranken zusammen einen heissen tee und hatten ein wunderbares gespräch. später traf ich meine zwei frauen bei kaffee und heisser schokolade. wo immer du bist, eigentlich kommt es nur auf die parea an, auf die freunde, die mit dir sind. hast du gute parea, ist es überall schön, sagt der grieche. sage ich auch.




 meine herausforderung



unterwegs nach symi-stadt




impressionen aus symi-stadt

















  



ich weiss nicht genau was es war... aber als ich so mit diesem eiswind im nacken den berg hoch keuchte war mir, als verstand ich, was mir die eule sagen wollte. also packte ich den koffer und ging - wenn auch mit einem tropfen wehmut im herzen. und zwar dorthin zurück woher ich gekommen bin. weil, mit patmos hat es folgendes auf sich, sagen sie: man liebt die insel oder eben nicht. aber liebt man sie, und ich bin jetzt schon das zweite jahr in folge hier, kommt man nur noch hierher oder bleibt für immer. ja, das sagen sie.




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Samstag, 10. Dezember 2011

die eule von symi / teil 1




 die blue star passt grad knapp in den hafen von symi





blick auf symi-stadt


an einem ort wie der apokalypse geschieht manches wunder, wahr oder erfunden. mein erlebnis würde ich nicht unbedingt als solches bezeichnen, aber dennoch fand ich es sehr bemerkenswert. da sass ich in der höhle des heiligen johannes und fragte in mich hinein: „manche woche war ich nun hier auf patmos. was nun?“ alles blieb still. also fragte ich auch den johannes, das gestein, den raum. da hörte ich eine stimme sagen: „geh und komme wieder.“ also packte ich den koffer und ging. auch wenn mich der zweite teil der botschaft ziemlich wunderte. von symi hatte ich vor vielen jahren einmal ein schönes bild gesehen und ausserdem fand ich den namen immer sehr besonders. dorthin ging ich also. mit einer unüblichen stunde verspätung (die blue star ferries fahren ansonsten pünktlicher wie schweizer züge!) kam ich um neun uhr morgens an. ein eindrückliches bild begrüsste mich: karges gebirge wohin ich blickte, einen haufen farbiger häuser eng aneinander in die bergfalten und an die hänge gebaut, und viele geschlossene fensterläden... denn wer gehen konnte ging und wird erst im märz wieder kommen, wie ich später erfuhr... ich deponierte also mein gepäck in einem cafe und machte mich auf die suche nach einer unterkunft. dabei kam ich durch ein strässchen, da erklang plötzlich ein vogelruf. ich drehte mich um und erblickte grossmütterchen auf der terrasse. „was war das?“ fragte ich. „die eule!“ im gleichen moment erblickte ich die weise in ihrer nische in einem alten gemäuer sitzen. „seltsam,“ sagte die jaja, „die ruft sonst nie tagsüber.“ ja seltsam, fand ich auch, und ging, dem ruf nachsinnend weiter. wahrscheinlich ist es dem erzengel michael, der hier neben lesbos seinen hauptsitz hat zu verdanken, dass ich vor dem gewittersturm am abend doch noch eine bleibe fand. ich traf nämlich auf friederike, deutsche, schweizerin und griechin in einem und schon 30 jahre hier lebend. nach kurzem gespräch gingen wir zusammen kaffee trinken. friederike bot mir ihr bett an, für ein zwei nächte, dann könne ich in ruhe schauen. schon viele hätte sie beherbergt, flüchtlinge, die von der türkei nach griechenland kommen und hier stranden. symi ist der zweitnächste hafen zur türkei. die menschen werden mit schlauchboot und messer ausgerüstet. kurz vor der küste, stechen sie das schlauchboot auf und schwimmen den rest, damit sie dem griechischen gesetz zu folge aufgenommen werden. jetzt sei es etwas besser geworden, aber einmal hätten auch 5 leichen im wasser geschwommen. über die derzeitige krise sagte sie: „weißt du, wir frieren nicht mehr, wenn wir den euro nicht mehr haben. als ich kürzlich mit meiner tante in deutschland telefonierte, schwärmte sie von den griechischen kernlosen trauben, die sie dort esse. wir hier haben keine, geht alles weg. die zitronen kommen aus spanien, der knoblauch aus china. und wie kann es richtig sein, dass die gleiche milch in deutschland billiger ist wie hier?! die symioter verstehen sich nicht als europäer, sondern als griechen.“ letzteres trifft wohl für die meisten griechen zu... und das ist der punkt: eine gemeinschaft hat nur dann bestand, wenn sich ihr alle beteiligten zugehörig fühlen. das zu verstehen ist nicht schwierig.

es regnete schon in strömen als mir der inhaber des cafes ein studio gleich über seinem lokal anbot... na ja, und diejenigen die in symi blieben, fanden sich am abend in der kaffee-bar zu einem netten treffen ein. wer schon mal in griechenland war weiss, dass die feste, erstens je länger sie dauern desto lauter werden, auch wenn nicht viele leute dabei sind, und zweitens gern bis in die morgenstunden gefeiert werden... nachdem mich nach wenigen stunden schlaf die strassenarbeiter weckten (samstag morgen um 7 uhr wohlverstanden) fragte ich mich, wie frau merkel je auf die idee gekommen ist, dass die griechen nicht viel arbeiten.




krippenspiel auf symi







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Dienstag, 6. Dezember 2011

ruhm und ehre



 strandgut, das noch nicht entsorgt werden wollte.


ich kam gerade mit einem plastiksack gefüllt mit plastik vom strand auf die strasse. der wind weht allerhand überall hin. und die katzen, auf einen unentdeckten leckerbissen hoffend, tragen das ihre dazu bei, hinterlassen sie den platz um die mülltonnen herum doch meist sehr unordentlich. natürlich kann man dies und jenes an der müllgeschichte vor ort noch verbessern, aber das soll hier nicht das thema sein. auf jedenfall kam ich, da stand der müllwagen bei den mülltonnen und wollte sogleich losfahren. ich schwang meine volle tüte und rief dem mann auf dem trittbrett zu: "ich habe was für euch! wollt ihr das nicht auch mitnehmen!?" "perimene, warte!" rief er nach vorne. ich kam und leerte meinen sack im grossen maul des wagens. der mann strahlte mich an (...viele zahnlücken in der oberen reihe...) und sagte etwas auf griechisch. "hast du verstanden was ich sagte?" fragte er. "nein," lachte ich zurück. der lärm des laufenden motors und das rauschende meer machten es unmöglich. "you are a star!" wechselte er auf englisch. ich strahlte zurück:"oh, du auch!" "wie heisst du? ich heisse christo. hat mich sehr gefreut und einen schönen tag wünsche ich dir!" und schon donnerten sie davon. CHRISTO... damit hatte ich nicht gerechnet. "gleichfalls!" rief ich hinterher. wie gut zu wissen, dass auch bei der müllabfuhr die himmlischen kräfte am werk sind.

und, no matter what, frau kommt nicht umhin sie zu lieben, die griechen!




 mülltonnen am st.nikolaus-tag in agios nikolaos







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Sonntag, 27. November 2011

sto kalo na pas - geh ins gute!






auf dem weg nach chora


der regen ist längst einem blanken himmel gewichen und man erfreut sich des täglichen sonnenscheins und einer teilweise prächtig blühenden natur. der jasmin zum beispiel: eine blüte duftet wie zehn! was für ein überfluss, was für eine herrlichkeit! allerdings, für jene, die nun ein klein bisschen wehmut im herzen verspüren sei hierbei erwähnt: an geschützter stelle geniesst man tatsächlich gern die so wunderbare sonnenwärme. glücklich ist, wer einen solchen platz zu finden vermag. der eisige nordwind scheint plötzlich von allen seiten zu kommen, sobald man sich niederlässt... ganz zu schweigen von seinen böenartigen überfällen... selbst die wassertemperaturen erscheinen in diesem wind kälter, als dass sie tatsächlich sind. immerhin, für die nächte ist gesorgt: der pet-flasche sei dank, hat man, wo immer auf der welt eine oder mehrere heisse bettflaschen schnell zur hand (habe ich von einer freundin gelernt) - aber auf meinen 600-gramm-bis-null-grad-schlafsack würde ich trotz alledem nicht gern verzichten - zusätzlich der 3-lagigen duvet-und-wolldecken-schicht. ich fühle mich getröstet von den einheimischen zu hören: für die jahreszeit viel zu kalt... und warum ich ausgerechnet diesen winter hier verbringen wollte, bleibt vorerst ein rätsel.






novemberblätter am strand



nun, in griechenland erweist man den älteren menschen respekt, indem man sie siezt. sie jedoch duzen einem, auch wenn man selbst, wie ich, schon älter ist. mir macht das nichts aus. im gegenteil. das gibt mir ein gefühl davon, reich an grossväterchens und grossmütterchens zu sein. und das ist wunderbar! grossmutter in der griechischen sprache heisst "jaja".

kürzlich traf ich eine von ihnen. ich suchte meinen weg von grikos zurück nach skala, da kam sie mir entgegen; mollig, mit kopftuch und offenem herzen. „krionis – frierst du?!“ fragte sie lachend nachdem wir uns begrüsst hatten. „ach, dieser wind, kalt ist er! aber jetzt beim aufstieg wird mir sicher warm.“ „was denkst du, es ist winter! - letztes jahr war er milder, dieses jahr ist er kälter. es ist immer anders. nach skala willst du? geh hier hoch, dann kommst du zur strasse und zum fussweg. ich hätte dich gern auf einen tee eingeladen, aber jetzt bist du spät, wenn du noch bis skala willst. sto kalo na pas, geh ins gute, und die panagia, die muttergottes gehe mit dir!“ ich dankte für den segen und war glücklich über die unsichtbare, aber gut spürbare begleitung und den damit einhergehenden schutz. schon momente später nämlich kämpfte ich mich dem eiswind entgegen den berg hoch. was für naturkräfte, was für himmlische gewalten! aber ja, mir gefällt das. zudem klärt es den geist noch gratis dazu.
nach guten zwanzig minuten (ich staunte) war ich oben in chora und nach ebensolchen unten in skala. auf patmos ist ja nichts wirklich weit weg, wenn man die fuss- beziehungsweise eselswege kennt. 

und das nächste mal, grossmütterchen, nehme ich den heissen tee gern noch dazu!




 panagia in der kirche von agios nikolaos







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Montag, 14. November 2011

die heilige insel




himmel über patmos



die hexe hat mittlerweilen das weite, beziehungsweise andere rücken gesucht und gefunden, wie ich bei meinen begegnungen festgestellt habe. ich meinerseits habe den sprung ins meer mehrere male vollzogen und genossen - aber damit ist im moment schluss. seit sonntag haben wir dauerregen und empfindliche kälte - was will man da anderes tun, wie unter die bettdecke kriechen, tee trinken, geschichten lesen und welche erfinden. oder man geht ins warm geheizte kunst-kaffee, setzt sich an einen tisch mit deutschsprachigen frauen die schon lange hier leben, schlemmt heisse schokolade mit sahnehäubchen, dazu selbstgebackenen apfelstrudel mit vanillesauce und lauscht... wer geschichten liebt, kommt nach griechenland. hier gibt es sie: unglaubwürdige, fantastische, wahre und selbst erlebte.





kostbares strandgut




eine wahre zum beispiel, ist die des johannes des evangelisten, der hier in einer höhle die apokalypse geschrieben hat. seinetwegen ist patmos eine der sieben wichtigsten pilgerstätten europas und einer der wichtigsten orte in der griechisch-orthodoxen kirche überhaupt. kann man im internet nachlesen... seinetwegen wird patmos auch von unzähligen kreuzfahrtschiffen angefahren, diesen überdimensionierten dingern, auch "crèmeschnitten" genannt wie mir ein kenner verriet, die kaum in den hafen passen und jede vorstellung von schiff in meinem kopf platzen lassen. und ihr schiffshorn erst, das sie bei der ausfahrt ertönen lassen, sozusagen als pompöser abschiedsgruss... das erste mal als sie zu hornen begannen, sass ich in meinem studio, einige gehminuten vom hafen entfernt, gemütlich, 21 uhr... es dröhnte durch die stadt, über die ganze insel, in mein zimmer hinein - und liess decke und wände bersten... seither bin ich immer sehr erleichtert, wenn sie wieder fort sind und freue mich darauf, wenn sie das letzte mal für die saison hier waren.





"crèmeschnitte"




nach patmos bin ich durch robert lax gekommen. das erste mal genau vor einem jahr. lax war ein amerikanischer dichter, der hier als eremit gelebt hat und vor 11 jahren gestorben ist. er ist, wie sich herausstellte, in der breiten masse und auch bei belesenen leuten wenig bekannt. selbst auf patmos kennen ihn nicht alle. und wie bin ich auf lax gekommen? ja, das ist eine fantastische, wahre und dazu noch mystische geschichte, die sich allerdings am besten bei einem glas ouzo oder einem elleniko, einem griechischen kaffee erzählen lässt.
wie dem auch sei, dass es mit der insel etwas besonderes auf sich hat, war mir klar, dass sie heilig ist, habe ich erfahren als ich das erste mal auf ihr ging. mit johannes hat das wenig zu tun. ich denke viel mehr, dass er hier gelandet ist WEIL. es hat mit der schwingung zu tun, mit diesem duft in der luft, mit dem stein, dem staub und mit dem, wie es einem hier ergeht... vor einem jahr nämlich, um nur eine begebenheit von damals zu erwähnen, hat mich der gesang eines vogels am letzten abend meines aufenthalts derart verzaubert - noch nie zuvor hatte ich etwas so schönes gehört - dass ich mit einem süssen schmerz im herzen abreiste und mich über das ganze jahr hindurch immer wieder an diesen gesang erinnerte. ich wollte ihn noch einmal hören und darum bin ich jetzt hier.

den vogel habe ich noch nicht wiedergehört, dafür hatte ich eine andere begegnung. vor ein paar tagen also traf ich meine schöne eselin. ich hatte sie noch nie zuvor gesehen, meinte ich, aber sie kam so zielstrebig und vertraut auf mich zu, als kennen wir uns schon seit vielen leben und hielt mir zärtlichst ihren kopf hin. das war sehr berührend. die sache mit den tieren in griechenland ist ja schon sehr bemerkenswert, von wegen hexen, zauber und heilig... man denke zum beispiel an zeus's verwandlungskünste im grossen stil... da ist alexandros. ein charmanter älterer vierbeiner, hund, flauschig schwarz-weiss und gepflegt. die einheimischen lieben ihn, gehören tut er nur sich selbst und verstehen tut er alles. maria erzählte mir von seinen besuchen bei der coiffeuse, gleich neben ihrem schmuckladen. davon, wie er gerne zwischen den frisch parfümierten damen sitzt. natürlich bekommt er dort auch immer ein häppchen. gestern traf ich ihn zum ersten mal. einen blick in die augen, einmal schnupper-schnupper um meine beine seinerseits, dann rückenlage, bauch und hals freigelegt: bitte streicheln und nicht mehr aufhören... ich fühlte mich geschmeichelt.
von der gleichen gattung sei hierbei gerade noch apollo erwähnt, hellbraun und kleingewachsen, der mit immer der gleichen fähre von patmos nach rhodos und wieder zurück seine ausflüge macht, alleine wohlverstanden... diese geschichte wurde mir von verschiedenen leuten erzählt.
und dann ist da noch der dicke schwarze, mehr breit wie lang, wie ein brett sagen sie, hässlich wie nichts anderes, mit der schnauze einer maus und von den touristen geliebt und verehrt... aber ihn habe ich noch nicht begegnet. 
natürlich kennt man auch die andere sorte hunde: zähnefletschend, knurrend, bellend, mit böse funkelnden augen. die einem aus dem hinterhalt anspringen als hätte man gerade das grösste vergehen begangen, die den mofas und autos nachjagen und vor denen keine wade sicher ist.





meine schöne freundin





ja, in griechenland ist man gott und dem göttlichen näher wie anderswo  -  das ist einfach so  -  auch wenn man nicht daran glaubt. mit den hexen verhält es sich ebenso. und drum, wenn es in tiere verzauberte menschen gibt, dann sind sie hier zu finden.






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Freitag, 4. November 2011

patmos





gerade vor einer woche bin ich in griechenland angekommen. am letzten freitag war "ochi"-tag ("nein"-tag) also feiertag und währenddem im stadtzentrum von athen demonstriert wurde, fuhr der bus auf leeren strassen in rekordzeit vom airport in den hafen von piräus. die bluestar 1 (der blaue stern) legte pünktlich ab, in die nacht hineinfahrend richtung patmos, die lichter von athen hinter sich lassend. mittlerweilen habe ich eine unterkunft mit netten vermietern gefunden, 1 bad im meer genossen, eine insel-rundfahrt auf dem hintersitz eines mofas in rasanter geschwindigkeit überlebt und den health center, hauptsächlich von schweizer firmen gesponsert, kennengelernt. seit sonntag nämlich, es müssen wohl die viele putzerei in meiner wohnung im vorfeld, sowie die schlepperei des koffers und die bereits winterlich anmutenden kühlen temperaturen in der luft, resp. im wind... gewesen sein, denen ich einen reichlich schmerzlichen hexenschuss zu verdanken habe. oder es war tatsächlich eine hexe im spiel... wie auch immer - da ich mich auch noch am finger schnitt (also doch eine hexe...) und nicht ganz klar wie tief und sauber der schnitt war, ging ich mit einer tetanusspritze (die ich in der apotheke in der stadt kaufen musste) zum health center. die verarztung ging schnell und professionell. als ich bezahlen wollte, antwortete mir die ärztin, nein, das kostet nichts. was nichts... von wem sie denn bezahlt werden, wenn nicht von den patienten. sie wandte sich an den ambulanzfahrer, der auf dem sofa sass und die nachrichten am fernseher verfolgte. er lachte laut auf: "wer uns bezahlt? frau merkel, frau merkel."
nun ja, und für den hexenschuss bekam ich dann auch das nötige - die hexe wird von tag zu tag kleiner und mein liebäugeln mit einem sprung ins meer wieder intensiver.


mit goldenen herbstlichtgrüssen aus dem süden.






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Montag, 24. Oktober 2011

winterzeit in griechenland








liebe alle

mit der goldenen herbstsonne reise ich ende oktober für eine auszeit nach griechenland.
im gepäck: lesestoff, pinsel, farben, stifte, fotoapparat, viele leere seiten papier...
und ich freue mich darauf, meine erlebnisse im winterlichen süden über diese plattform mit euch zu teilen.
euch allen einen guten winter!







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