ich fragte den papeteristen bei dem ich mein papier einkaufe über die gottesdienste am karfreitag. er reagierte etwas unsicher und verlegen, da er seit 50 jahren an diesem tag nicht mehr in der kirche war... aber über das lamm und den wein am ostersonntag schwärmte er strahlend. der ausflug zum nahen kloster war betreffend gottesdienstzeiten ergiebiger. meine kontemplation und mein erster karwochenkirchengang begann mit dem urteilsspruch des pilatus am donnerstag abend.
jesus am kreuz
man muss gespürt haben wie sich die haare auf den armen und beinen aufstellen, wenn christus ans kreuz genagelt und zu grabe getragen wird, begleitet von geworfenen blütenblättern und gesängen. man muss die stille des karfreitags geatmet haben wie die duftenden essenzen im gottesdienst und die zahlreichen parfums der gläubigen. man muss körper an körper in einer übervollen kirche mit kerzen- und menschenwärme über stunden gestanden und geschwitzt haben. man muss den klängen der totenglocke gelauscht haben, diese klare, bescheidene, etwas einsame, aber feierliche und mich tief bewegende klangabfolge - so geht man die reise ins jenseits nicht ganz alleine... man geht mit dem klang und der stille dazwischen. wunderbar.
jesus wird vom kreuz genommen
und ins grabtuch gewickelt
die geschmückte bahre auf der das grabtuch - epitaphios - zu liegen kommt
das grabtuch wird in einem ritual auf die bahre gelegt
fahnen und banner sind parat für die prozession
die popen auch
nur die blütenblätter auf dem grabtuch wollen noch gerichtet werden
warten in den gassen auf die prozession
prozession von der kirche paraskevi durchs dorf
zum hafen
wo auf den epitaphios der kirche taxiarchis gewartet wird
gang durchs dorf zurück in die kirche
für den ostergottesdienst samstagnacht fuhr ich mit dem fahrrad ins etwa 4 km nahe kloster. die feier begann um 23 uhr und endete irgendwann nach 2 uhr sonntagmorgen. man muss es erlebt haben, ja. wie in der dunklen kirche die kerzen von einem zum anderen entzündet werden. wie die gemeinde unter freiem himmel stehend, im kerzenlichtermeer den jesus in den himmel aufsteigen lässt, in begleitung von wildem glockengeläut und knallen von feuerwerkskörpern. man muss das "christos anesti" zumindest gehört, noch besser mitgesungen haben. es war ergreifend. ich liess mir sagen, dass viele unmittelbar nach der auferstehung, das ist nach mitternacht, das weite suchen - denn wer will schon nach einer woche täglicher gottesdienste (manchmal zwei) noch bis 2 uhr oder länger in der kirche stehen, wenn zu hause leckereien und ein fest zu feiern warten... ER IST ja jetzt auferstanden! christos anesti - alithos anesti! - christos ist auferstanden - wahrlich, er ist auferstanden! tatsächlich hatte der pope die anwesenden freundlichst eingeladen bis
zum ende der liturgie zu bleiben, wegen dem inneren frieden - genutzt
hat es freilich wenig... ich hatte kein lamm für den spiess, weder verabredungen noch einladungen, also blieb ich. kurz vor 2 uhr fiel ich vor müdigkeit fast vom stuhl, entschied, mir diese peinlichkeit zu ersparen und bei der kommunion, an der ich sowieso nicht teilnehmen konnte - weder habe ich gebeichtet oder gefastet, noch bin ich orthodox - so unauffällig wie möglich durch die hintertür zu verschwinden. die fahrt nach hause war herrlich: ich mit mir, mit sternenhimmel, meer, orangenblütenduft und stille. christos anesti - alithos anesti! ja, was für eine heilige nacht!
am ostersonntag abend wurde dann im hafen der judas verbrannt. das musste sein, sozusagen als rache dafür, dass er jesus verraten hatte. oh, sie gaben es ihm wirklich. liessen ihn nicht nur brennen sondern mehrfach explodieren. der arme judas. denn, was wäre aus jesus und dem christentum geworden, wäre er nicht verraten und ans kreuz genagelt worden?
die verbrennung des judas
am ostersonntag abend wurde dann im hafen der judas verbrannt. das musste sein, sozusagen als rache dafür, dass er jesus verraten hatte. oh, sie gaben es ihm wirklich. liessen ihn nicht nur brennen sondern mehrfach explodieren. der arme judas. denn, was wäre aus jesus und dem christentum geworden, wäre er nicht verraten und ans kreuz genagelt worden?
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