Erstaunlich, welche Düfte aus der vom Sommer
getrockneten Erde aufsteigen! Betörend! Und erst die Farben! Ach...
Ich traute meinen Augen nicht als ich die Fähre nach Syros bestieg: mit so vielen Menschen bin ich noch kaum je zur Insel gereist. Nur einmal erlebte ich noch mehr Passagiere, nämlich vor einem Jahr als ich mit Freunden von Mykonos zurück nach Syros fuhr - aber jenes Schiff war mit Flüchtlingen von Samos her kommend gefüllt. Dieses hier war mit Gepäck, Familien, jungen Menschen, auch ein paar Touristen, voll! Tatsächlich lag mir beim Kauf des Tickets "Einmal Air-Seat bitte" auf der Zunge. Das heisst, die Worte wollten sich gerade setzen, ganz vorne auf die Zungenspitze sozusagen, da drängte sich die Gewohnheit vor, und ich bestellte "Economy", wie immer. Mein Bedauern folgte, denn sämtliche Sitzgelegenheiten im Schiff drinnen waren bereits eine halbe Stunde vor Abfahrt besetzt und so verzog ich mich an die frische Luft, dorthin, wo auch die Raucher oder Hundebesitzer mit ihren Vierbeinern sich einfinden... Wie ich im Nachhinein erfuhr, erwischte ich den griechischen Sommerferien-Rückreise-Verkehr. Immerhin gab es nur Stau was die Sitzplätze betraf, und nicht stundenlanges Warten im Hafen, wie bei uns in der Schweiz vor dem Gotthard. Irgendwie war es dennoch eine lange Reise und ich war froh, als das Schiffshorn den nahenden Hafen ankündigte.
Das ist schon wieder ein paar Wochen her. Mittlerweilen sind wir im goldenen Herbst angekommen. Eines Morgens wachten wir auf und alles war anders: die Temperatur rutschte von spätsommerheiss in die ihr angemessene Jahreszeit. Das Licht nahm sich die Schärfe und wechselte von knallig zu golden, was wiederum eine unglaubliche Farbpallette hervorzaubert. Der Nordwind begann zu blasen was er konnte und brachte jede Frisur zur Verzweiflung. Dann drehte er auf Süd - das gleiche Dilemma einfach aus einer anderen Richtung (zur Zeit ist es fast windstill - zur Freude der Frisur). Im Schatten ist es nun wieder fröstelig-kalt, an windgeschützten Stellen treibt es einem den Schweiss aus den Poren. Das Meer gerade noch warm, erzählt bereits von nahender, winterlichen Kühle... trozt allem geniesse ich die Wohltat für Seele und Rücken. Und nun hat auch die bis tief in den Boden ausgetrocknete Erde bekommen was sie sich ersehnte: den ersten Regen. Was für eine Erleichterung! Heuer hat es im Winter viel zu wenig geregnet, und manch ein Bauer machte sich Sorgen. Auch Syros hatte zahlreiche und für die Insel grosse Brände diesen Sommer. Ging man in der Natur knisterte es unter den Füssen, und man unterliess es besser, sich dabei etwas zu denken, aus Angst, das Gedachte könnte ein Feuer entfachen. So trocken war es...
Den Bäumen "Chara Zois" (siehe Blog vom 8. April 2016) die wir gepflanzt haben geht es insgesamt sehr gut. Den Sommer nicht oder nur knapp überlebt haben vor allem einige Zypressen - auch jene, die ich für die Flüchtlinge gepflanzt habe. Man kann vielleicht sagen, sie sind am falschen Platz gesetzt, oder, es zeigt etwas übers Thema im Allgemeinen auf. Geplant ist, dass diese Bäume ersetzt werden. Abgesehen davon ist es eine Freude, zu sehen, wie sich der Platz entwickelt.
Mit der Imbach-Gruppe verbrachte ich eine sehr schöne Woche und die Gäste kehrten beglückt und beseelt in die Schweiz zurück.
Da ich dieses Jahr noch vor Ende der Saison nach Syros kam, genoss ich gerade noch den Abschluss des kulturellen Sommerprogramms. Ich staunte nicht schlecht: der Veranstaltungskalender war in Form eines dicken Booklets mit hochstehendem Angebot: Filmfestival, Rembetiko-Festival, Aegean Cuisine Festival of Gastronomic Culture, internationales Animations-Film Festival - inklusive Workshops für Kinder, Senioren, und Menschen mit Behinderung. Jazz Festival, International Championship for Spearfishing... und vieles mehr. Die meisten Anlässe waren u.a. von Sponsoren finanziert und gratis. Trotz der Freude davon profitieren zu können, wunderte ich mich. Eine Bekannte meinte nur dazu: "Besser, sie geben das Geld für Kultur aus, als dass es irgendwo sonst für irrwitzige Projekte oder in eigene Taschen verschwindet!"
Ein Schiff, das in keinen Rahmen passt: die Superfast bei Wendemanövern im Hafen von Ermoupolis. Ankommende oder ablegende Schiffe sind IMMER ein grosses Ereignis!
Das ist schon wieder ein paar Wochen her. Mittlerweilen sind wir im goldenen Herbst angekommen. Eines Morgens wachten wir auf und alles war anders: die Temperatur rutschte von spätsommerheiss in die ihr angemessene Jahreszeit. Das Licht nahm sich die Schärfe und wechselte von knallig zu golden, was wiederum eine unglaubliche Farbpallette hervorzaubert. Der Nordwind begann zu blasen was er konnte und brachte jede Frisur zur Verzweiflung. Dann drehte er auf Süd - das gleiche Dilemma einfach aus einer anderen Richtung (zur Zeit ist es fast windstill - zur Freude der Frisur). Im Schatten ist es nun wieder fröstelig-kalt, an windgeschützten Stellen treibt es einem den Schweiss aus den Poren. Das Meer gerade noch warm, erzählt bereits von nahender, winterlichen Kühle... trozt allem geniesse ich die Wohltat für Seele und Rücken. Und nun hat auch die bis tief in den Boden ausgetrocknete Erde bekommen was sie sich ersehnte: den ersten Regen. Was für eine Erleichterung! Heuer hat es im Winter viel zu wenig geregnet, und manch ein Bauer machte sich Sorgen. Auch Syros hatte zahlreiche und für die Insel grosse Brände diesen Sommer. Ging man in der Natur knisterte es unter den Füssen, und man unterliess es besser, sich dabei etwas zu denken, aus Angst, das Gedachte könnte ein Feuer entfachen. So trocken war es...
Es gab allerhand zu jäten! Happy im "Chara Zois - Park"
Einer, der auf gutem Wege dem Himmel entgegen wächst.
Mit der Imbach-Gruppe verbrachte ich eine sehr schöne Woche und die Gäste kehrten beglückt und beseelt in die Schweiz zurück.
Da ich dieses Jahr noch vor Ende der Saison nach Syros kam, genoss ich gerade noch den Abschluss des kulturellen Sommerprogramms. Ich staunte nicht schlecht: der Veranstaltungskalender war in Form eines dicken Booklets mit hochstehendem Angebot: Filmfestival, Rembetiko-Festival, Aegean Cuisine Festival of Gastronomic Culture, internationales Animations-Film Festival - inklusive Workshops für Kinder, Senioren, und Menschen mit Behinderung. Jazz Festival, International Championship for Spearfishing... und vieles mehr. Die meisten Anlässe waren u.a. von Sponsoren finanziert und gratis. Trotz der Freude davon profitieren zu können, wunderte ich mich. Eine Bekannte meinte nur dazu: "Besser, sie geben das Geld für Kultur aus, als dass es irgendwo sonst für irrwitzige Projekte oder in eigene Taschen verschwindet!"
Innovatives Syros: mit der Neugestaltung der
Paralia gibts nun auch einen Veloweg!
Und für einen solchen brauchts natürlich auch Fahrräder.
Dieses ist zum Kaufen, nicht zum Mieten. Werbegag eines
Ladens mit naturreinen Produkten, vor allem Holz.
Fülle - Aegean Cuisine Festival of Gastronomic Culture.
Von diesem und jenem durfte probiert werden.
Von diesem und jenem durfte probiert werden.
Vaporia - gerade sassen wir noch da - und schon
sind Tische und Stühle fortgeräumt.
Und dann gibt es auch saisonunabhängige Schliessungen und auch solche, die auf dem Weg dorthin sind. Um nur zwei Beispiele zu nennen: der zweite Kiosk von fünf am Rathausplatz, ist zu. Der Stadtsupermarkt, eine Filiale von Carrefour Greece die Pleite gemacht haben, verkauft nur noch was sie im Lagerbestand haben. Die Gestelle erinnern an Bilder wie wir sie aus der DDR oder dem Ostblock kannten.
Einer der Periptero -Kioske- am Rathausplatz: ein architektonisches
Prunkstück - bis auf unbestimmte Zeit sich selbst überlassen.
Seit letztem Montag wurde bereits der Winter-Busfahrplan eingeführt, der Ende Oktober noch einmal angepasst wird. Praktisch heisst das: blöd, wenn man auf dem Land wohnt und weder Motorrad noch Auto zur Verfügung hat. Dann geht man nämlich hauptsächlich zu Fuss, mit dem Fahrrad oder gar nicht. Im besten Fall kann man sich mit Nachbarn zusammenschliessen die mobil sind. Was natürlich wieder eine Bereicherung darstellen kann. Auch in der Schiffswerft ist es zur Zeit viel zu still, und die Trockendocks stehen leer da. Seit Monaten schon kann die Firma keine Löhne bezahlen, und das Elektrizitätswerk hat nun den Strom abgestellt, sagen sie, da Beträge in Millionenhöhe ausstehen.
Eine syrianische Redensweise sagt: sollte die Werft ihre Tore schliessen wird aus der Hermesstadt (Ermoupolis) eine Wüstenstadt (Erimoupolis).
Vielleicht sieht man dieses Bild in Zukunft wieder öfters -
wer weiss. Netze flicken. Wäre sicher nicht die dümmste Beschäftigung.
Letztens nahm ich einen einheimischen Mann in den Sechzigern mit dem Auto mit. Er machte Autostop, was für hier sowieso schon sehr ungewöhnlich ist. Sofort füllte er den Raum im Auto mit seiner Ausdünstung die nach vielen und noch mehr Zigaretten roch. Ich bemerkte, dass er ja ziemlich viel rauche. Er sagte, nein, warum, ob er danach roch? Nur etwa eineinhalb Päckchen pro Tag. Das ist viel, sagte ich. Und er: "Viel?! Andere rauchen 3 - 4 Pakete pro Tag, DAS ist viel! Was soll ich denn tun? Meine Mutter ist vor einem Jahr gestorben, Probleme mit der Rente, Probleme hier, Probleme da...!"
Wie mir kürzlich gesagt wurde, sollen die Preise für Tabak, Alkohol und Benzin wieder steigen: eine Flasche Rum 20.-Euro, wovon weit über die Hälfte Steuerabgaben sein sollen, und der Liter Bleifrei ist jetzt schon teurer wie in der Schweiz. Und vorausgesetzt man hat ein begrenztes Budget (zum Beispiel bei einem Stundenlohn ab 5 Euro...) und zwei Supermärkte nebeneinander zur Auswahl. Der eine ist von hier, der andere ist vom Ausland zugezogen. Wenn man nun den gleichen (!) Einkauf von ca. 25.-Euro in dem einen der beiden Läden für über den Daumen gerechnet 8.-Euro günstiger haben kann - in welchen Laden geht man dann?
Na ja, und dann hat die Aegean Airline, die bis anhin Syros anflog, kürzlich von einem Tag auf den nächsten sämtliche Flüge von und nach Syros gestrichen. Dafür fliegt nun Sky Express, eine kretische Airline mit günstigerem Angebot (zum Beispiel 10.20 Euro ohne Gepäck, das nennt sich: Just Fly! Man muss nicht einmal mehr rechnen können um zu verstehen, dass hier etwas falsch läuft, oder?). Nur, kaum haben sie den Flugbetrieb aufgenommen, gabs Flugausfälle auf Grund von irgendwelchen Streiks. Ab Sonntag, wo sie wieder hätten fliegen können, wollten die Fluglotsen in Athen streiken. Vier Tage keine Flüge von irgendwoher nach irgendwohin, mit einem Tag Protest-Pause zwischendrin. Nachdem dieses Vorhaben von allen Airlines und dem Athener Flughafen offiziel bestätigt wurde, kam kurz vor Inkrafttreten des Streiks die Nachricht, dass er wieder aufgehoben sei. Wie immer man das nennen möchte, Katz und Maus, Räuber und Polis, Säbellrasseln... nur, höhere Macht ist es nicht.
Es ist derweil nicht so einfach, in alledem gute Laune, Zuversicht und Freude zu bewahren. Glück empfinde ich dann als am schönsten und tiefsten, wenn es auch meinem Umfeld gut geht. Das solche Zustände wie beschrieben früher oder später an den Nerven zerren ist zu verstehen, oder? Und die Menschen hier äussern sich überraschend offen, wenn man sie derzeit fragt, wie es ihnen geht und halten mit nichts zurück.
Ja, ich habe auch Gäste erwartet. Auf Grund des ganzen Chaos, auch "Mist" genannt (wobei "Mist" ein Bestandteil ist, der zu gutem und kräftigen Wachstum führt. Well, I hope so, truly, truly I do!) sieht es nicht danach aus, als dass sie noch kommen.
Was können wir tun? In Griechenland bleiben, trotzallem nach Griechenland kommen, in Scharen und zu allen Jahreszeiten, uns nicht irritieren lassen von den Umständen, egal ob hier oder sonst wo, und weiterhin den Fokus darauf halten, dass es Möglichkeiten zur Problemlösung gibt, auch wenn wir den Weg dahin noch nicht kennen, und... öfters Louis Armstrong hören!
Ja, ich habe auch Gäste erwartet. Auf Grund des ganzen Chaos, auch "Mist" genannt (wobei "Mist" ein Bestandteil ist, der zu gutem und kräftigen Wachstum führt. Well, I hope so, truly, truly I do!) sieht es nicht danach aus, als dass sie noch kommen.
Was können wir tun? In Griechenland bleiben, trotzallem nach Griechenland kommen, in Scharen und zu allen Jahreszeiten, uns nicht irritieren lassen von den Umständen, egal ob hier oder sonst wo, und weiterhin den Fokus darauf halten, dass es Möglichkeiten zur Problemlösung gibt, auch wenn wir den Weg dahin noch nicht kennen, und... öfters Louis Armstrong hören!
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fotografien/texte © grüner atem / sandra dominika sutter
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