Mittwoch, 15. Januar 2014

joy of life - und der eine Punkt




ER singt auch noch im Januar... im Hafen von Ermoupolis.





Ein schöner Stein...




und dazu ein bisschen Grün...




7-Minuten-Schwumm im Meer zum angewöhnen, und ½ Stunde Sonnenbad zum wieder aufwärmen – und das Anfang Januar. Man sagte mir, dies seien die Alkyonides-Tage – eine Periode von warmen Tagen bis zu 20 Grad Celcius, beginnend nach Weihnachten bis ca. Mitte Januar; Tage milden Wetters, damit die Vögel ihre Eier legen können... (natürlich gibt es auch eine seriösere, klassische Geschichte dazu. Nachzulesen im Internet). 

Eine knappe Woche hier, war ich fast jeden Tag im Meer. Natürlich ist das Wasser, na ja, sagen wir einmal: frisch. Tatsächlich aber bin ich nicht die einzige „Verrückte“. Da ist zum Beispiel Frau Eleni die jeden Mittag mit ihrem Hündchen kommt oder der Italiener, der, wenn er da ist, eine wirklich grosse Strecke schwimmt. Ab und zu entdecke ich auch ein Gesicht, das ich noch nicht kenne. Auf jeden Fall ist das Erlebnis der Hammer. Winterschwimmen am Bielersee würde mir auch im wildesten Traum nicht einfallen! Nur, dem Meer kann ich mich nicht entziehen – es ruft mit derart verführerischer Stimme... was soll ich anderes tun als mich hingeben? Die Lebensfreude und der Lebenswille werden dabei total aktiviert! Ausserdem kann ich das Halten des einen Punktes üben. Der kommt aus dem Aikido und befindet sich unterhalb des Nabels tief, ganz tief drin. Kurz gesagt: wenn man den einen Punkt verliert, bekommt man eine Erkältung, wenn man nur schon an sie denkt. Oder eben gerade deshalb. Der eine Punkt lässt sich übrigens bei allen Tätigkeiten im Alltag üben, man braucht dazu nicht zwingend das Meer!




Am "Stadtstrand" mit Sicht auf Agios Nikolaos...




und Didimi.




Also bin ich zurück auf Syros, in meinem geliebten Griechenland, mit seinen wunderbaren Geschichten. Im Herbst wurde ich von Evgenia angefragt (siehe Blog 2013), ob ich daran interessiert sei, über den Winter einen Kunstworkshop in ihrer Schule in Ermoupolis anzubieten. Da mir schon seit vielen Jahren etwas Derartiges im Kopf, resp. in der Seele rum schwirrt, habe ich zugesagt. Wir haben 2 Angebote mit dem Titel „joy of life – χαρά ζωής“ ausgeschrieben: „development of consciousness through experimental art“ und „the silent hour“ (½ Stunde body-exercises, ½ Stunde Meditation). Für beide Veranstaltungen hat es Anmeldungen und ich bin wahrlich gespannt, wie es anläuft. Nächste Woche weiss ich mehr. Wie ich zu einer Unterkunft und zu Unterstützungsbeiträgen für die Projekte gekommen bin (die Einnahmen gehen alle zur Unterstützung der Schule), ist wahrlich eine beeindruckende Geschichte, die, wer weiss, eines Tages geschrieben werden möchte. 



Balkon-Stilleben 1



Ich habe ein schönes Haus etwas oberhalb des Hafens bezogen. Vom Hafen bis zur Haustüre sind es 305 Treppenstufen. Von meinem Balkon sehe ich die Schiffe ankommen und wieder ablegen – ich sehe die Werft, die begrünten Hügel im Westen, die in der Abendsonne das Aussehen einer japanisches Tuschezeichnung erlangen, geniesse jeden Abend einen Sonnenuntergang – und etwas später dann den Sternenhimmel. 


 Balkon-Stilleben 2



Kaum hier, begegnet man auf mysteriöse Weise allen bekannten Gesichter. Die Wiedersehensfreude rundum war berührend. Selbst die Einfahrt in den Hafen war ergreifend! Das Schiff hornte 4mal, und von der Kirche Agios Dimitrios läuteten die Glocken als Antwort. Seltsamerweise ist es mir, als wenn ich niemals weg gewesen wäre, und wenn ich an mein Schweizer Leben denke, fühlt es sich an wie aus einer anderen Zeit. Dabei ist es so, dass ich nicht wirklich daran glaubte, auf diesen kargen Flecken Erde sobald schon zurückzukehren und dann noch für 3 Monate. Wohlverstanden, es ist ein schöner Stein, der sich aus dem tiefblauen Meer erhebt und sich ins leichtere, sphärischere Himmelblau schmeichelt. Da schwingt eine gewisse Erhabenheit mit, ein in sich ruhender, stiller Stolz... und die Insel bietet einige überraschende Spezialitäten, zum Beispiel Aikido. Nur, wo ich doch die Bäume so liebe, von den Olivenbäumen bis zum Wald. Ein paar Schattenspender – oder: grosse, schlanke Freunde, wie ich sie gerne nenne, gibt’s schon, auch ein paar Kleewiesen, aber von richtigem Grün kann keine Rede sein. Auch stellt man sich den Winter im Süden allenfalls mild und freundlich vor. Tatsache ist jedoch, dass es nur bei Sonnenschein richtig-richtig gemütlich ist. Die Häuser haben meist mangelhafte Isolation oder spärliche Heizung. Die Türen der meisten Geschäfte und Lokale stehen tagsüber offen. Abends und nachts wird es empfindlich frisch, und die Feuchtigkeit macht auch vor der dicksten Baumwolle keinen Halt. Ich muss die fröstelnden, ungemütlichen Stunden meines letzten Winteraufenthalts verdrängt haben oder meine Liebe zu Griechenland hat mein Erinnerungsvermögen verklärt... In meinem Badezimmer (eine Dusche mit lauwarmem Wasser ist vorhanden) zeigt das Thermometer ca 13 Grad, weil, keine Heizung. Die Dusche mit dem heissen Wasser befindet sich ausserhalb des Hauses – genau genommen 28 Stufen vom Badezimmer entfernt. So etwas ähnliches hatte ich schon einmal, aber da war es Sommer. Meist ist es so, das derlei Überraschungen erst zum Vorschein kommen, wenn man schon eingezogen ist – man kann es auch nennen: das Wesen des Abenteuers.
Es gibt eine schöne Beschreibung über zwei Techniken im Aikido, Irimi / Eintreten und Tenkan / Austreten, und die geht so: Tritt man aus einem kalten Haus hinaus in den noch kälteren Aussenraum und anschliessend wieder zurück ins gleiche Haus hinein, erscheint einem die Temperatur im Haus viel wärmer wie noch zu vor. Also: ich übe.
Das Schlafzimmer lässt sich gut heizen. Es ist das Zimmer mit Balkon und eben dieser Sicht in die Landschaft. Darin lässt sich gut leben! und in meinem Fall verhält es sich wahrscheinlich eh so: Hauptsache Griechenland – an den Rest gewöhnt man/frau sich mit der Zeit... - oder?

Ich wünsche allen eine warme Stube!




noch blinkt es...





22 Uhr 20
ich lausche in die Nacht
jaja!
und wie er kräht, Nachbar's Hahn.



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wenn nicht anders vermerkt: fotografien/texte©grüner atem/sandra dominika sutter

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