Endlich Regen.
Zur Zeit erfreuen sich Manche des
lange ersehnten Regens. Auch hörte ich Bemerkungen darüber, dass man eine
kältere Jahreszeit begrüssen würde, damit sämtliches Ungeziefer den Garaus auf
natürliche Weise erlebt...
Poverino... - er starb auf natürliche Weise.
Varja zum Beispiel, eine Schweizerin
mit Berner Dialekt die regelmässig zu „the silent hour“ kommt und auch den
Kunst-Workshop besucht – (man
stelle sich das vor: da reise ich hunderte von Kilometer weit weg von meinem zu
Hause im Kanton Bern und treffe in Ermoupolis auf eine Bernerin! Das ist wie
damals, als ich von der Ost- in die Westschweiz zog um ein neues Leben zu
beginnen und zu Ostschweizern wohnen kam, Rheintaler und St.Gallerin. Schön,
oder?). Also Varja
wohnt schon fast seit immer hier, und hat einen grossen Gemüsegarten ausserhalb
der Stadt mit eigener Quelle, die derzeit jedoch im Trockenen liegt, was ihr
schon einige Sorgen bereitete. Sie zeigte sich erfreut über den Segen von oben,
zumal das Wasser auch den leeren Brunnen aufzufüllen verspricht.
Also es regnet und es stürmt. Schon
seit Sonntag. Wasser ergiesst sich tosend, rauschend vom Himmel, die Treppen
hinab, wie unzählige, wild gewordene Bergbäche. Von überall her Wasser! Auch
trotz aller Vorsorge im Haus, treffe ich immer wieder auf zwei Pfützen, die
wahrscheinlich vom Dachfenster her kommen; eine in der Küche und eine zweite,
unerklärliche vor dem Schlafzimmer. Bei Gewitter, wie zum Beispiel am Sonntag,
scheint es, als wenn der ganze Himmel auf die Erde stürzt. Naturgewalt pur! Es
ist wahrlich beeindruckend, und... gewöhnungsbedürftig. Ganz besonders war am
Sonntag auch der doppelte Regenbogen zwischen zwei Regengüssen. Es war nicht so
einfach ihn zwischen den Häusern zu finden – unsereins hat vielleicht eher eine
Empfindung dafür, wann in den Himmel geschaut werden muss um ihn zu sehen, weil
die Ankündigung meist mit einer besonderen Färbung in den Wolken einhergeht und
wir uns im Norden, sprich Schweiz, solcherlei Spektakel vielleicht auch eher
gewohnt sind wie hier im Süden. Denn, Evgenias Kinder zum Beispiel haben noch
nie einen Regenbogen gesehen, und ich bedaure, ihnen nicht eine Nachricht
geschickt zu haben, als es soweit war. Wenn ich mich richtig erinnere, erlebte
ich bisher drei in Griechenland. Zwei davon in Ermoupolis. Ob das etwas zu
bedeuten hat?
Ein doppelter Regenbogen...
...und eine verheissungsvolle Zukunft aus der Kaffeetasse.
Wie sich das Leben mit dem Nass vom
Himmel verändert, erlebte ich am Sonntagnachmittag. Als ich mich um 16 Uhr auf
den Weg zum ersten Filmabend in der Schule machte, mit einem Halt im
Internetcafé, war die Stadt still und menschenleer. Und dabei war es schon seit
etwa einer Stunde am abtrocknen. Auch im Delice war ich die einzige Gästin und
ich konnte fast in Ruhe meine Arbeit erledigen. Fast, weil die
Internet-Verbindung spukte und ständig unterbrochen wurde. Tja, auf sonderbare
Weise bringt hier soviel Wasser alles durcheinander.
being with friends on a sunday
evening, heisst
unser Sonntagsabendprojekt. Ich habe ein paar Filme von zu Hause mitgebracht,
die wir im Zwei-Wochen-Rhythmus eben mit Freunden schauen möchten. Eines der
Schulzimmer wurde umfunktioniert, es gab Popcorn und manch andere leckere
Sachen, die mitgebracht und geteilt wurden. Wir schauten The Laya Project, eine wunderbare musikalische Reise
in den Osten. Wegen des schlechten Wetters waren wir nur eine sehr kleine
Gruppe, und nach drei Stunden des Zusammenseins alle total beglückt.
Das Halten des einen Punktes, von
dem im ersten Blog die Rede war, befindet sich gerade in einer schwierigen
Phase. Es ist immer so: das Leben prüft sofort! Das ist jedenfalls meine
Erfahrung. Bei Tagen wie diesen, wo man keinen Schritt nach draussen gehen kann
ohne Gefahr zu laufen im Sturzbach zu ertrinken oder mit der nächsten Sturmböe
weg geweht zu werden ist es eben nicht so einfach, und die Übung verlangt eine
zusätzliche Anstrengung und kreative Einfälle. Die Temperaturen sanken
merklich, Sonne habe ich in diesen Tagen kaum gesehen, geschweige denn etwas
von ihrer begehrten Wärme gespürt. Auch im Haus bleibt es, trotz Elektro-Ofen
kühl (im Badezimmer zur
Zeit 11 Grad Celcius).
Dafür schnuppert man gegen Abend Feuer in der Luft, ganz wie in den Schweizer
Bergdörfern oder bei mir zu Hause in Gaicht...
Mit dem geliebten Sprung ins Meer
halte ich mich zurück, d.h. ehrlich gesagt fiele mir nicht im wildesten Traum
ein, derzeit so etwas Verrücktes zu tun! Allerdings, das ist schon der vierte
Tag ohne und ich schaue mit Ehrfurcht dem nächsten Schwumm entgegen. Dies
bezüglich wurde ich schon der Leichtsinnigkeit gescholten, was mich zwar nicht
unbedingt vom Begehrten abhält, aber, tatsächlich spüre ich einen gewissen Zug
im Nacken und ausserdem komme ich, so scheints mir, gerade nicht mehr aus dem
Frieren raus. Im Ausverkauf konnte ich einen Pullover aus richtiger Wolle
erstehen (made in Italy und nicht in China!), was sehr hilft. Von einigen Griechen werde ich ausgelacht.
Sie gehen davon aus, dass, wenn man aus der Schweiz oder auch aus Russland
kommt bei griechischen Winter-Temperaturen noch lange nicht friert.
Na ja, sei’s wie es will. Ich
versuche es mit einem tsai tou vounou (griechischer Bergtee), einem Zauberkraut das man für alles Mögliche trinkt. Und
tatsächlich, es wirkt! Zwar sind die Wettervorhersagen nach wie vor schlecht,
aber die wohlige Teewärme transformiert mich sofort zu Gelassenheit und
genüsslicher Freude: dicke Wolken in allen blau, weiss und grau Abstufungen
werden über den Himmel geschoben, Regengüsse lassen alles verschwinden und
bringen anschliessend klare Farben und eine sauber gewaschene Welt zum
Vorschein – bis zum nächsten Regenguss. Wunderbar! Fernsehschauen anstelle wäre
Blödsinn!
Auch ihnen scheint das Wetter nichts auszumachen.
Cara.
Schliesslich macht das Wetter was es
will. Das erfuhr ich kürzlich auch von einer Freundin aus der Schweiz; alles
ganz anders wie vorhergesagt!
Also schaue ich derweil dem Grün
beim Wachsen zu und trinke Tee.
Schrieb’s – und siehe da,
anderntags: ein Himmel der blauer nicht sein könnte! Dekoriert mit zwei
vernachlässigbaren Wölkchen weit, weit draussen über’m Meer.
Mandelbaum in Blüte...
...und mancherlei andere...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen