Herrlichstes Himmelblau! Es kam nach dem Frieren...
Da sitzen wir
also im winterlichen Griechenland, der Eine Punkt und ich, und frieren. Genau
genommen ist es so: ICH friere, ER IST; und ich denke, schön ist er überhaupt
noch da! Eigentlich, so scheint es mir, wartet er nur darauf, in seiner
wirklichen Tiefe und Grösse erkannt zu werden. In Kooperation mit mir könnte er
sein wahres Potential entfalten und ich ginge mit Leichtigkeit durch jedes
Frieren, das heisst, ich fröre dann eben nicht mehr, (mhm ein Genuss, die
deutsche Sprache! – gibt’s im Griechischen auch, nur v i e l komplizierter!).
Und Schwierigkeiten würde ich dann auch nicht mehr als solche benennen, weil
EINS mit dem Einen Punkt = ICH BIN. So stelle ich es mir jedenfalls vor wäre
es. Glücklicherweise habe ich dazu die richtige Lektüre in den Koffer gepackt:
Ki im täglichen Leben von Koichi Tohei (Aikido). Ich schlage das Buch auf wo immer, kann
von hinten nach vorn oder quer lesen und stosse, wenn nicht auf Trost, so doch
auf eine interessante Übung, eine Anregung, eine Kontemplation. So zum Beispiel
erzählt Koichi Tohei, dass er eine kränkliche Konstitution hatte und seine
Gesundheit durch kalte Bäder stärkte. Er begann damit im Sommer, was die Sache
wesentlich erleichtert. Es will auch berücksichtigt werden, dass derlei Übungen
(man findet sie auch in anderen Disziplinen) meist von Männern für Männer ihrem
Bedürfnis entsprechend erfunden wurden. Für den weiblichen Körper muss nicht
gleich verträglich sein, was für einen männlichen Körper der reinste Genuss
ist, nicht wahr? Auf der anderen Seite findet man immer eine Ausrede dafür
etwas zu umgehen, wenn man will - und auch eine dafür, etwas trotz allem zu
tun, wenn's sein muss.
Langer Rede
kurzer Sinn, ich friere noch immer und immer wieder und vermeide den Blick aufs
Thermometer. Meine Griechisch-Leherin lachte, als sie mich kürzlich sitzen sah,
mit Kapuze auf dem Kopf und dem ausgeliehenen Daunenmantel der Tischnachbarin
über den Knien nahe am Elektroofen (ein Elektroöfelchen in einem Raum von ca. 50
Quadratmeter und 5 Meter Höhe): „Ja, ja, Wärme ist derzeit nur teuer zu
bekommen in Griechenland!“ Und das deutsche Ehepaar, ursprünglich aus Hamburg,
ergänzte: „Man friert nirgends so sehr wie im Süden!“
Scheue Besucherin.
Aber wenn so wie
kürzlich und jetzt gerade wieder: Sonne, Wärme, Salz auf der Haut, wenn auch
nur für ein paar Stunden, friere ich später... na, wie benenne ich es...
gelassener. Tatsächlich ist seit zwei Tagen der Frühling in der Luft. Man/frau
riecht und spürt es sofort! Zwar soll er, laut Wetterbericht, nur ein paar Tage
dauern, aber all das. Ich packte die Gelegenheit: mein Bad im Meer war
herrlichst-wunderbar! Das anschliessende Wiederwarmwerden an
schweizer-sommerlich anmutender Sonne ebenso. Am nächsten Tag, an dem alles
wieder ganz anders war, vernahm ich, wir hatten bereits 30 Grad an der Sonne...
Überhaupt ist mein Eindruck, dass mit etwas Sonne und Wärme rundum ein einziges
Aufatmen hörbar wird, nicht nur bei mir. Nämlich, wenn man genau hinschaut:
Krise und schlechtes Wetter = die Mundwinkel küssen den Boden. Das bemerkte
auch eine Bekannte, die gerade nach 2 Wochen Ferien im Ausland zurückkehrte.
Orea Mera - was für ein herrlicher Tag!- Richtiges Grün und Gelb!
Diskussionen
über die Krise vermeide ich derzeit nach Möglichkeit. Meist ist es nämlich so,
dass man nach kürzester Zeit mit hängendem Kopf und weinendem Herzen da sitzt
und die Ratlosigkeit über die Situation in Frust und Depression übergeht. Das
bringt ja nichts. So versuchen wir, die Freunde der Sonntag-Abend-Treffen (wir
schauten „the vision of Wangari Mathai“ – ein wunderbares Portrait der Friedensnobelpreisträgerin
über Bäume, Mut und Veränderung. Alle waren wir sehr beglückt und inspiriert),
die Schule, und viele Andere das Neue am Schwanz zu packen bevor es uns
entwischt. Und tatsächlich scheint es, so erfuhr ich von einer Deutschen die
schon lange hier lebt, und mit der ich kürzlich wanderte, dass sich seit zwei,
drei Jahren vieles bewegt. Jedenfalls auf der Insel. Yoga, Filme,
Kreativitätsprogramme... und vieles mehr. Letzten Sommer fand eine Modeschau mit Recycling-Mode
statt, von einem kürzlich gegründeten Verein „Ourios Anemos“, einer
KünstlerInnen-Gruppe, initiiert. Wunderbare Sachen!
Leider zur Zeit kein Foto vorhanden.
Betreffend
Wetter möchte ich auch erwähnt haben, dass ich ungemein viel Verständnis und
damit einhergehende Fürsorge erfahre, von Menschen, die eben schon lange hier
wohnen. Varja, ca. 295 Treppenstufen von mir entfernt, lädt mich immer
wieder zu sich in die geheizte Stube ein. Herrlich. Verwöhnt mich mit Tee,
vielerlei anderen Leckereien und abenteuerlichen Geschichten aus ihrem Leben.
Zwar wuchs sie in Bern auf, lebte aber meist woanders, so in Saudi Arabien,
Zypern, Afrika, Nepal und eben in Griechenland. Wie man dabei ein perfektes
Bärndeutsch beibehalten kann, ist mir ein Rätsel... Anyway, sie hat den Garten ausserhalb der Stadt, einen Flecken an dem man die Erde und
den Himmel flüstern hört, mit herrlichstem Gemüse und Salat!
Mhmmm... herrlichst-wunderbar!
Kürzlich
versuchten wir uns im Marmelade kochen, „English Marmelade“ wohlverstanden -
die Bitterorange nennt man hier Nerandsi - von Manchen wird die Frucht zu
"gliko tou kutaliou" verarbeitet, dem kleinen süssen Löffel, den man
offeriert bekommt, meist mit einem Glas Wasser, wenn man zu Besuch geht -
andere wenige kochen Marmalade daraus, viele jedoch verschmähen die
Köstlich-Bittere. Sie wird am Baum hängengelassen oder verrottet auf dem Boden.
English Marmelade - Kochen will gelernt und gekonnt sein!
Nach dem zweiten
Versuch war auch die Konsistenz die richtige! Lecker!!
Auch die
deutschen Freunde verwöhnen mich mit warmen Sachen und der wiederholten
Einladung, ich sei jeder Zeit zur Aufwärmung in ihrem Haus in Posidonia
willkommen!
Ausgeliehene Wärme.
Nefeli, Freundin am Strand.
Also lebe ich
mein Abenteuer jetzt, all inclusive. Und erlebe dabei die Freundlichkeit der
Menschen und des Lebens an weniger freundlichen Tagen umso intensiver. Es ist
diese ursprüngliche Herzqualität, die tief aus der Erde durch den Menschen in
den Alltag und ins tägliche Sein klopft: ein freundliches Wort und ein Lächeln
hier, eine Einladung und Nachfrage der Befindlichkeit dort, zwei geschenkte
Orangen aus Kreta!, eine Tüte bestes Grünfutter aus Varja’s Garten, warme
Kleider (aus Hamburg sozusagen), einen unerwarteten aber lange ersehnten
Sonnenstrahl!, zwischendurch, wenn Gelegenheit einen Sprung ins Meer und fast
verrückt werden vor lauter Kälte-Glück, überraschend eine klare Sicht in den
Nachthimmel, Sterne und Mond!, ein Frühlingsduft! All das! Und derartiges „all
das“ wird dann zu VIEL VIEL MEHR wie nur „all das“! Das ist, wenn ich es richtig spüre, wovon ich in bestimmten Kreisen immer sagen höre:
Fülle und Liebe überall und jederzeit im Überfluss.
Heute, gerade als ich
überlegte, welchen Titel ich diesem Blog geben möchte tönte es von der Strasse:
ein Mann warf in der Begegnung mit einem anderen unüberhörbar zwei Worte durchs
Fenster, in's Haus: OREA MERA! - Ach, was für ein Aufatmen überall und welch
mitschwingende Freude darin! Wahrlich: ein Himmel, der freundlicher nicht sein
kann! Alles strahlt, wohin ich blicke! Die Häuser, die Landschaft, der Himmel, die
Menschen. Überall offene Türen und Fenster, lachende Gesichter.
Er darf jetzt auch schon etwas raus...
...und sie sitzen schon im Schatten.
Herrliches Meer-Blau...
...Frühling.
Und etwas später dann, woher
auch immer, wehte mir der Wind Beethoven's "Freude schöner
Götterfunken" ins Büro wo ich sass und schrieb. Es ist unglaublich! Was
für eine Freude! Was für ein Glück! Ein bisschen Frühlingsatmosphäre und schon
ist man/frau total high!! Ja, was für ein schöner Tag!
ALL DAS und ALLE
LIEBE der Welt wünsche ich euch!
Und wie es blüht!
sämtliche inhalte dieses blogs unterliegen dem copyright.
wenn nicht anders vermerkt: fotografien/texte©grüner atem/sandra dominika sutter
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