Montag, 10. Februar 2014

Orea Mera! Was für ein schöner Tag!






Herrlichstes Himmelblau! Es kam nach dem Frieren...




 
Da sitzen wir also im winterlichen Griechenland, der Eine Punkt und ich, und frieren. Genau genommen ist es so: ICH friere, ER IST; und ich denke, schön ist er überhaupt noch da! Eigentlich, so scheint es mir, wartet er nur darauf, in seiner wirklichen Tiefe und Grösse erkannt zu werden. In Kooperation mit mir könnte er sein wahres Potential entfalten und ich ginge mit Leichtigkeit durch jedes Frieren, das heisst, ich fröre dann eben nicht mehr, (mhm ein Genuss, die deutsche Sprache! – gibt’s im Griechischen auch, nur v i e l komplizierter!). Und Schwierigkeiten würde ich dann auch nicht mehr als solche benennen, weil EINS mit dem Einen Punkt = ICH BIN. So stelle ich es mir jedenfalls vor wäre es. Glücklicherweise habe ich dazu die richtige Lektüre in den Koffer gepackt: Ki im täglichen Leben von Koichi Tohei (Aikido). Ich schlage das Buch auf wo immer, kann von hinten nach vorn oder quer lesen und stosse, wenn nicht auf Trost, so doch auf eine interessante Übung, eine Anregung, eine Kontemplation. So zum Beispiel erzählt Koichi Tohei, dass er eine kränkliche Konstitution hatte und seine Gesundheit durch kalte Bäder stärkte. Er begann damit im Sommer, was die Sache wesentlich erleichtert. Es will auch berücksichtigt werden, dass derlei Übungen (man findet sie auch in anderen Disziplinen) meist von Männern für Männer ihrem Bedürfnis entsprechend erfunden wurden. Für den weiblichen Körper muss nicht gleich verträglich sein, was für einen männlichen Körper der reinste Genuss ist, nicht wahr? Auf der anderen Seite findet man immer eine Ausrede dafür etwas zu umgehen, wenn man will - und auch eine dafür, etwas trotz allem zu tun, wenn's sein muss.

Langer Rede kurzer Sinn, ich friere noch immer und immer wieder und vermeide den Blick aufs Thermometer. Meine Griechisch-Leherin lachte, als sie mich kürzlich sitzen sah, mit Kapuze auf dem Kopf und dem ausgeliehenen Daunenmantel der Tischnachbarin über den Knien nahe am Elektroofen (ein Elektroöfelchen in einem Raum von ca. 50 Quadratmeter und 5 Meter Höhe): „Ja, ja, Wärme ist derzeit nur teuer zu bekommen in Griechenland!“ Und das deutsche Ehepaar, ursprünglich aus Hamburg, ergänzte: „Man friert nirgends so sehr wie im Süden!“ 



 Scheue Besucherin.


Aber wenn so wie kürzlich und jetzt gerade wieder: Sonne, Wärme, Salz auf der Haut, wenn auch nur für ein paar Stunden, friere ich später... na, wie benenne ich es... gelassener. Tatsächlich ist seit zwei Tagen der Frühling in der Luft. Man/frau riecht und spürt es sofort! Zwar soll er, laut Wetterbericht, nur ein paar Tage dauern, aber all das. Ich packte die Gelegenheit: mein Bad im Meer war herrlichst-wunderbar! Das anschliessende Wiederwarmwerden an schweizer-sommerlich anmutender Sonne ebenso. Am nächsten Tag, an dem alles wieder ganz anders war, vernahm ich, wir hatten bereits 30 Grad an der Sonne... Überhaupt ist mein Eindruck, dass mit etwas Sonne und Wärme rundum ein einziges Aufatmen hörbar wird, nicht nur bei mir. Nämlich, wenn man genau hinschaut: Krise und schlechtes Wetter = die Mundwinkel küssen den Boden. Das bemerkte auch eine Bekannte, die gerade nach 2 Wochen Ferien im Ausland zurückkehrte.



 Orea Mera - was für ein herrlicher Tag!- Richtiges Grün und Gelb!



Diskussionen über die Krise vermeide ich derzeit nach Möglichkeit. Meist ist es nämlich so, dass man nach kürzester Zeit mit hängendem Kopf und weinendem Herzen da sitzt und die Ratlosigkeit über die Situation in Frust und Depression übergeht. Das bringt ja nichts. So versuchen wir, die Freunde der Sonntag-Abend-Treffen (wir schauten „the vision of Wangari Mathai“ – ein wunderbares Portrait der Friedensnobelpreisträgerin über Bäume, Mut und Veränderung. Alle waren wir sehr beglückt und inspiriert), die Schule, und viele Andere das Neue am Schwanz zu packen bevor es uns entwischt. Und tatsächlich scheint es, so erfuhr ich von einer Deutschen die schon lange hier lebt, und mit der ich kürzlich wanderte, dass sich seit zwei, drei Jahren vieles bewegt. Jedenfalls auf der Insel. Yoga, Filme, Kreativitätsprogramme... und vieles mehr. Letzten Sommer fand eine Modeschau mit Recycling-Mode statt, von einem kürzlich gegründeten Verein „Ourios Anemos“, einer KünstlerInnen-Gruppe, initiiert. Wunderbare Sachen!


 Leider zur Zeit kein Foto vorhanden.



Betreffend Wetter möchte ich auch erwähnt haben, dass ich ungemein viel Verständnis und damit einhergehende Fürsorge erfahre, von Menschen, die eben schon lange hier wohnen. Varja, ca. 295 Treppenstufen von mir entfernt, lädt mich immer wieder zu sich in die geheizte Stube ein. Herrlich. Verwöhnt mich mit Tee, vielerlei anderen Leckereien und abenteuerlichen Geschichten aus ihrem Leben. Zwar wuchs sie in Bern auf, lebte aber meist woanders, so in Saudi Arabien, Zypern, Afrika, Nepal und eben in Griechenland. Wie man dabei ein perfektes Bärndeutsch beibehalten kann, ist mir ein Rätsel... Anyway, sie hat den Garten ausserhalb der Stadt, einen Flecken an dem man die Erde und den Himmel flüstern hört, mit herrlichstem Gemüse und Salat! 



Mhmmm... herrlichst-wunderbar!


Kürzlich versuchten wir uns im Marmelade kochen, „English Marmelade“ wohlverstanden - die Bitterorange nennt man hier Nerandsi - von Manchen wird die Frucht zu "gliko tou kutaliou" verarbeitet, dem kleinen süssen Löffel, den man offeriert bekommt, meist mit einem Glas Wasser, wenn man zu Besuch geht - andere wenige kochen Marmalade daraus, viele jedoch verschmähen die Köstlich-Bittere. Sie wird am Baum hängengelassen oder verrottet auf dem Boden. 



English Marmelade - Kochen will gelernt und gekonnt sein!
  


Nach dem zweiten Versuch war auch die Konsistenz die richtige! Lecker!!



Auch die deutschen Freunde verwöhnen mich mit warmen Sachen und der wiederholten Einladung, ich sei jeder Zeit zur Aufwärmung in ihrem Haus in Posidonia willkommen!


 Ausgeliehene Wärme.



Und selbst ein Freund in der Schweiz zeigte Anteilnahme und fragte, ob ich denn die Kälte so liebte, denn, erinnerte er sich, ich hätte doch auch schon in Japan (das war 2010 an einem Aikido-Seminar), und im Winter 2011/2012 während meiner Auszeit in Griechenland (kann man in verschiedenen Blogs nachlesen) so gefroren. Einerseits ist es so, dass man meist nur das Eine in Erinnerung behält und das Andere vergisst, je nach Wichtigkeit und Resonanz. Es stimmt schon, ich habe viel gefroren, aber nicht nur, und dann ist es eben so: die Liebe ruft, und ich folge. Die Liebe zu Griechenland hat mich halt zu dieser Zeit hierher geholt – es könnte nämlich sogar sein, dass unsereins den Sommer, das heisst die Hitze, noch viel weniger ertragen würde... mehr darüber eventuell ein anderes Mal.


 Nefeli, Freundin am Strand.



Also lebe ich mein Abenteuer jetzt, all inclusive. Und erlebe dabei die Freundlichkeit der Menschen und des Lebens an weniger freundlichen Tagen umso intensiver. Es ist diese ursprüngliche Herzqualität, die tief aus der Erde durch den Menschen in den Alltag und ins tägliche Sein klopft: ein freundliches Wort und ein Lächeln hier, eine Einladung und Nachfrage der Befindlichkeit dort, zwei geschenkte Orangen aus Kreta!, eine Tüte bestes Grünfutter aus Varja’s Garten, warme Kleider (aus Hamburg sozusagen), einen unerwarteten aber lange ersehnten Sonnenstrahl!, zwischendurch, wenn Gelegenheit einen Sprung ins Meer und fast verrückt werden vor lauter Kälte-Glück, überraschend eine klare Sicht in den Nachthimmel, Sterne und Mond!, ein Frühlingsduft! All das! Und derartiges „all das“ wird dann zu VIEL VIEL MEHR wie nur „all das“! Das ist, wenn ich es richtig spüre, wovon ich in bestimmten Kreisen immer sagen höre: Fülle und Liebe überall und jederzeit im Überfluss. 



 Und Freddi - alle geniessen wir!

  

Heute, gerade als ich überlegte, welchen Titel ich diesem Blog geben möchte tönte es von der Strasse: ein Mann warf in der Begegnung mit einem anderen unüberhörbar zwei Worte durchs Fenster, in's Haus: OREA MERA! - Ach, was für ein Aufatmen überall und welch mitschwingende Freude darin! Wahrlich: ein Himmel, der freundlicher nicht sein kann! Alles strahlt, wohin ich blicke! Die Häuser, die Landschaft, der Himmel, die Menschen. Überall offene Türen und Fenster, lachende Gesichter. 




Er darf jetzt auch schon etwas raus...



 ...und sie sitzen schon im Schatten.



 Herrliches Meer-Blau...


...Frühling.



Und etwas später dann, woher auch immer, wehte mir der Wind Beethoven's "Freude schöner Götterfunken" ins Büro wo ich sass und schrieb. Es ist unglaublich! Was für eine Freude! Was für ein Glück! Ein bisschen Frühlingsatmosphäre und schon ist man/frau total high!! Ja, was für ein schöner Tag!

ALL DAS und ALLE LIEBE der Welt wünsche ich euch!




Und wie es blüht!






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wenn nicht anders vermerkt: fotografien/texte©grüner atem/sandra dominika sutter

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