Sonntag, 9. März 2014

Die Heimliche und der grüne Atem






Von weitem.



Aus der Nähe.



Von mir aus hätte ich wohl niemals einen Fuss auf Syros gesetzt, sagte ich das schon? Ich erinnere mich, zweimal mit der Fähre nach anderswohin in Ermoupolis angelegt zu haben. Beide Male dachte ich, die Stadt ist zu gross, die Insel zu kahl... Nichts rief mich. Bis ich mich eben für den Grundtvig-Sprachkurs letzten Sommer beworben hatte, und mich sodann zwei Wochen vor Ort umschauen konnte, was es mit dieser Insel auf sich hat. Nun bin ich das dritte Mal hier. Die Stadt ist in gewisser Weise wenn nicht kleiner, so doch übersichtlicher geworden, und manches Grün habe ich auch gefunden. Tatsächlich werde ich immer wieder von Neuem überrascht, nicht unbedingt was das Grün betrifft, aber von diesem Flecken Erde als solchen. Er birgt nämlich Erstaunliches – ausserdem erlebe ich die Insel als ausgesprochen weiblich, drum nenne ich sie fortan nur noch „die Heimliche“.




Rate, rate, rate, wo auf unserem Planeten steht dieser 
Garten, bzw. grast die schöne Schwarz-Weisse?



 
Das umfangreiche kulturelle Programm habe ich schon erwähnt, dann gibt’s ein paar Bioläden, man kann den Master in Homöopathie machen oder "Industrial Design" studieren, um nur weniges Besonderes zu nennen. Und es finden sich verschiedene Gruppen von Menschen, die Neues versuchen. In einem Ort ausserhalb der Stadt, zum Beispiel, wollen sie eine Art botanischen Garten anlegen, damit Klein und Gross etwas über die Natur lernt. Die Insel ist zur Hälfte katholisch, was eine absolute Rarität in Griechenland darstellt und was es eigentlich gar nicht gibt. Und da ist eine Organisation, die hat vor ein paar Jahren ein System ähnlich dem „Talent“ ins Leben gerufen. Auch ist sie einer beachtlichen Anzahl von Zugewanderten aus Athen, anderen Teilen Griechenlands, Europa oder aus sonst wo in der Welt ein Zuhause. Genau genommen hat Zuwanderung hier Geschichte (siehe Wikipedia). Syros ist definitiv ein Ort wo sich Menschen mit spannenden Lebensbewegungen und offenem Geist zusammenfinden. Das macht ein Reichtum an Kreativitätspotential. Vieles ist möglich, wenn nicht sogar alles. Zum Beispiel möchte Ermoupolis europäische Kulturhauptstadt 2021 werden.





Rathausdach als Aussichtsplattform: das Theater von Palmen umschmeichelt, 
links davon die Vardakeios Scholi und dahinter Agios Nikolaos mit der blauen Kuppel. 
Und über all dem steht ein unsichtbares 2021?


 
Einigen meiner FreundeInnen habe ich betreffend Syros-und-Natur meine Bedenken geäussert, sie erinnern sich vielleicht, und habe von einer Idee der Wiederbegrünung gesprochen. Nun ja. Letztens bei unserem Filmabend, wir schauten den Film über Wangari Mathai (The Green Belt Movement), warf ich in den Raum, man könnte doch auch die Insel begrünen. Regina die Künstlerin, meinte, ich könnte sofort damit beginnen. Die Abteilung für Wald, Fisch- und Jägerei stellt nämlich jährlich eine gewisse Anzahl Bäume zur Verfügung, die gepflanzt werden können. Ich liess mir sagen, dass einige Griechen nicht viel Sinn darin sehen einen Baum zu pflanzen und zu pflegen der keinen Ertrag abwirft und verzichten drum auf das Angebot und, so stellten wir in der Gruppe fest, dass auch nicht alle davon wissen. Auf jeden Fall, sagte Regina, sie und ihr Mann der Kapitän, hätten dieses Jahr 20 Bäume bekommen und es sind noch nicht alle gepflanzt. Ja, und da haben wir zu visionieren begonnen, über allerlei und eben auch über Bäume auf der Insel. Mir hat nachher noch stundenlang das Hirn "krüselet"... Bäume pflanzen auf Syros! Tja, zwei Charubia, also Johannisbrotbäume, sind nun bereits gepflanzt, sozusagen im futuristischen Geist. Einer in Regina’s, und der andere in Varja’s Garten. Beide haben wir „Χαρά Ζωής – Joy of Life“ genannt. Mit einigen zuständigen Beamten der Präfektur und der Stadtverwaltung habe ich schon gesprochen. Der engere Bekanntenkreis weiss natürlich auch davon – und alle sind sie begeistert. Eine Freundin, zeitweise in Ägypten wohnend, hat mir versichert, dass, wenn das Projekt stattfindet das ein Grund ist nach Griechenland zu kommen, nach Syros, um mitzupflanzen. 



Im Unterwegssein kommen mir immer die 
besten oder eben verrücktesten Ideen...


 Ist aber auch eine inspirierende Landschaft, oder?
Herrliche Wanderung von Galissas nach Kini.


Sie könnten dann im Schatten stehen, wenn's heisser wird...
Den Apfel haben wir bereits zusammen geteilt - und uns beide darüber gefreut.


Grün steht für Leben an sich. Warum nicht hier, wo das Feuer vom Himmel über viele Monate im Jahr auf die Erde brennt? Wenn das in Kenja geht, warum sollte es hier nicht gehen? An einem Flecken, wo Lebensqualität in üppiger Fülle und lieblich-herrlicher, manchmal sogar atemberaubender Atmosphäre zu finden sind überlegt sich die/der Eine oder Andere vielleicht einen schönen Steinhaufen mit Umschwung günstig zu kaufen, sich für etwas Lebenszeit niederzulassen und daraus eine Oase zu machen. Davon profitieren in vielerlei Hinsicht wiederum viele. Man denke zum Beispiel an unsere Kinder und deren Kinder... Das alles mag verrückt klingen, aber ich meine, es gibt unvernünftigere Projekte in der Welt (zum Beispiel Säbelrasseln um nur eines zu nennen...) und auch unvernünftigere Gründe, in einem Land zu bleiben, oder?



Pflanzen in Varja's Garten, mit tatkräftiger Unterstützung.


Chara Zois - Joy of Life - mögen sich viele daran freuen!
  



Graben in Regina's und Rudi's Garten...





...setzen.


...und er wird wachsen und gross sein, ...nach meiner Zeit.







„Je verrückter die Idee, desto realistischer!“  
Zitat Varja Zweiacker

Sie muss es wissen, wo sie doch überall in der Welt zu Hause war: geboren als Schweizerin und aufgewachsen in Bern, aber gelebt in Saudi Arabien, Zypern, Tansania (inkl. Geschäft mit Fischexport in die Schweiz, nach Frankreich und England), Nepal und jetzt schon länger in Syros wohnend. Zudem ist sie bekennende Buddhistin und griechisch-orthodox mit einem Holländer verheiratet. Ich wusste nicht, dass das alles zusammen geht. Übrigens ihr Mann ist Brückenbauer, derzeit in Afrika tätig, und wird, solltet ihr ihm je begegnen, auch „The flying Dutchman“ genannt.




 Ob geübte Augen in der verheissungsvollen Wolke 
schon einen syrianischen Wald sehen können?



Grüner Atem – Joy of Life – Ich visioniere darüber ein Projekt ins Leben zu rufen mit Patenschaft für einen Baum auf Syros. Nach Möglichkeit möchte ich mit diesem Projekt einem oder zwei jungen Menschen vor Ort etwas Arbeit und eine Vision ermöglichen. Wer sich dafür interessiert oder Ideen/Erfahrung hat, wie genau man das anstellt, melde sich gern-gern bei mir.






sämtliche inhalte dieses blogs unterliegen dem copyright. 
wenn nicht anders vermerkt: fotografien/texte © grüner atem/sandra dominika sutter




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen